Resümee und Eckdaten Radtour Frankfurt – Rom

Ihr wollt die ganze Tour mit allen Tagesetappen genau nachvollziehen? Vielleicht sogar nachfahren? Auf Komoot haben wir euch alles zusammengestellt, was euch interessieren dürfte, insbesondere die Trackingdaten. Einfach auf den folgenden Butten drücken und los geht’s!

Resümee

Wieder einmal sind wir von zuhause aus gestartet. Ich mag das sehr, da man ein ganz anderes Gefühl für Entfernungen bekommt, als wenn man mit Auto oder Flugzeug zum Startpunkt anreist. Die bereits bekannten Strecken werden zum Maßstab für die unbekannten, die da noch kommen. Die Tour bekommt dadurch auch eine andere Dramaturgie. Sie steigert sich langsam hinsichtlich ihres Erlebniswerts.
Dieser war am Anfang unserer Reise überschaubar. Die beiden ersten Tage im Oberrheingraben waren eher dazu geeignet, die Vorfreude auf die weiteren Abschnitte zu erhöhen, wobei uns die 2. Übernachtungsstation Ettlingen sehr positiv überrascht hat. So schön hätten wir uns das Städtchen nicht vorgestellt.
Von dort aus ging es in den Schwarzwald, wobei wir das Murgtal zum Aufstieg auserkoren hatten. Vor allem was den oberen Teil des Tals angeht, hat sich das wirklich gelohnt. Der Schwarzwald selbst hat uns ebenfalls sehr gut gefallen. Beeindruckend war vor allem auch die Abfahrt aus dem Schwarzwald heraus zum Bodensee.


Den Bodensee mag ich sehr. Während meinen Jahren als Fahrradreiseleiter habe ich dort oft gearbeitet. Ich weiß aber auch, dass die Radwege am Ufer oft sehr überlaufen sind, weshalb wir diesen zum Teil durch eine Bootsfahrt aus dem Weg gegangen sind.
Dann natürlich die Alpen! Für uns war es das 5. Mal, dass wir mit den Rädern über die Alpen geradelt sind. 3 der Touren waren Alpencross mit MTB, bei denen wir bereits am Fuß der Alpen gestartet sind. Es ist aber ein ganz anderes Erlebnis, wenn sich die Alpen erst schemenhaft am Horizont zeigen (Bodensee), sie dann immer deutlicher und imposanter werden (Bregenz – Chur) , bis man endlich anfängt, an ihnen empor zu klettern.
Dafür hatten wir uns den Splügenpass ausgesucht, was ich uneingeschränkt empfehlen kann. Bereits der Aufstieg nach Splügen durch die Via Mala ist sehr eindrucksvoll und zumindest zu unserer Zeit auch vom Verkehr her recht angenehm zu befahren gewesen. Splügen selbst gehört sicher zu den schönsten Orten, in denen wir Station gemacht haben. Unsere erste echte Perle…


Auch die restlichen 700 Hm von Splügen bis zur Passhöhe lassen sich sehr gut fahren und das hochalpine Panorama motiviert zusätzlich. Was danach kommt, ist ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht: In grandioser Landschaft geht es in 51 Kehren über 1800 Meter hinab nach Chiavenna, unserer 2. Perle auf der Tour.

Wir haben im Nachhinein bedauert, nicht dort unseren ersten Ruhetag verbracht zu haben.
Den hatten wir am Comer See und zu dem haben wir ein eher ambivalentes Verhältnis entwickelt. Dass die Gegend ein wunderschönes Fleckchen Erde ist, dürfte absolut unumstritten sein. Ein Sehnsuchtsort für Radreisende ist er aus unserer Sicht aber nicht, zumindest nicht in Gänze. Während er im nördlichen Abschnitt gut zu befahren ist und es viele schöne, frei zugängliche Strände gibt, sollte man den südlichen m.E. zumindest am Wochenende meiden. Viel Rummel, viel Verkehr, schlechte Fahrradinfrastruktur und somit stressiges und mitunter nicht ungefährliches Radeln. Unser Tipp: Den nördlichen Abschnitt befahren und gerne auch Station machen, ab der Mitte dann ggf. mit dem Schiff weiter bis Lecco.


Bei Lecco fließt die Adda aus dem See und an ihrem Ufer gibt es einen sehr schönen, abwechslungsreichen Radweg, den wir sehr für den Weg in Richtung Poebene empfehlen können. Unseren Übernachtungsort Vaprio d’Adda allerdings kaum. Er hat wenig Charme und da solltet ihr euch nach Alternativen umsehen. Mailand und Bergamo sind ja auch nicht weit.
Die Poebene ist nicht so langweilig und trostlos wie ihr Ruf, aber ein Highlight ist sie sicher auch nicht. Den Ausgleich zu 2 wenig ereignisreichen Radtagen fanden wir in abendlichen Stadtbummeln in Piacenza und Parma.


Von Parma aus ging es in die nächste Gebirgsüberquerung, diesmal über den Apennin. Nicht ganz so spektakulär wie über die Alpen aber dennoch einer der Höhepunkte der Reise. Nahe des Passo Cisa, der auch die Grenze zur Toskana markiert, machten wir Station in dem kleinen Örtchen Berceto, eine weitere Perle, die wir zufällig gefunden haben.
Die Abfahrt aus dem Apennin führte uns an die ligurische Küste in den Badeort Marina di Massa, dem nach unserem Empfinden schaurigsten Ort der gesamten Tour. Überfüllt, laut, Bausünden und Bauruinen, wohin man blickt. Dazu so gut wie keine frei zugänglichen Strände.
Die eigentliche Toskana fing für uns erst mit der Weiterfahrt an und die hatte es in sich, nicht zuletzt weil wir die Anforderungen total unterschätzt hatten. Rückwirkend würde ich sagen, dass nicht Alpen oder Apennin uns am meisten rangenommen haben, sondern die Toskana. Die täglichen Höhen kamen fast an die im Gebirge heran. Dafür war es viel heißer, da die absolute Höhe so gering war, dass sie klimatisch kaum Entlastung brachte. Selten waren wir auf über 400m ü.NN unterwegs, dafür ständig im Auf- und Ab. Dazu kam, dass die Anstiege wenig in Serpentinen erfolgten, bei denen man gleichmäßig in Tritt kommt. Oft ging es heftig zur Sache, im 2-stelligen Prozentbereich hoch und genauso steil auf der anderen Seite wieder runter.
Ab der Poebene verliefen weite Teile unserer Tour auf oder entlang der Via Francigena, einer Pilgerroute, die vom englischen Canterbury bis auf den Petersplatz führt. Es gibt eine unterschiedliche Wegweisung für Wanderer und Radfahrer, doch oft geht es auch über gemeinsame Wege und die sind manchmal eher was für Mountainbiker ohne Gepäck als für Radreisende mit Packtaschen. Den Rädern hat das ganz schön zugesetzt und wir haben mit ihnen gelitten. Oft sind wir auf die normalen Straßen ausgewichen. Hätten wir die Via Francigena konsequent nach Wegweisung abgefahren, wären wir sicher noch 1-2 Tage länger unterwegs gewesen.
Doch was wäre diese Reise ohne die Toskana?


Nicht nur die Landschaft zählt zu den schönsten, die wir auf unseren bisherigen Touren entdecken durften, sondern auch die Orte auf dem Weg haben uns immer wieder begeistert und zwar nicht nur bekannte Tourismusorte wie San Gimignano oder Siena, sondern auch viele kleine unbekannte, in denen wir an einer Bar auf der örtlichen Piazza einfach mal eine Cappuccino-Pause einlegten.
Ein besonderes Highlight kurz vor Ende der Reise, war Bolsena, am gleichnamigen See gelegen. Das absolute Gegenteil von Marina di Massa. Sanfter, nachhaltiger Tourismus. Halligalli sucht man hier vergebens. Der See ist fast überall frei zugänglich, sauberes, klares Wasser. Dazu noch eine tolle Altstadt. Auch hier würden wir gerne noch einmal herkommen.
Bleibt noch Rom. Eine würdigeren Abschluss für eine gut 3-wöchige Radtour kann man sich wohl kaum vorstellen. Kultur- und Geschichtsinteressierte erfreuen sich an Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle. Alle anderen genießen einfach die schöne Stadt, den Wein und das gute Essen.
Wer die Stadt mit dem Fahrrad erkunden will, sollte allerdings nicht allzu zart besaitet sein. Unsere 5 km lange Fahrt vom Hotel zum Hauptbahnhof Termini quer durch die Innenstadt im morgendlichen Berufsverkehr war schon ein kleines Abenteuer für sich.
Genauso wie die Zugfahrt nach Hause. Da die wenigen Fahrradplätze in der Saison meist über Monate ausgebucht sind, ist es fatal, einen Anschluss zu verpassen. Man kann nicht einfach in den nächsten Zug einsteigen und weiterfahren, zumindest nicht mit dem Rad. Die drei Züge, die wir für die Heimfahrt brauchen, haben wir deshalb auf 3 Tage aufgeteilt. Wenn alles klappt, geht es heute von Rom nach Bologna, morgen von Bologna nach München und übermorgen sind wir dann hoffentlich zuhause.
Das war’s erst mal. Vielen Dank für eure Begleitung auf unserer Tour. Wir hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr wieder eine größere machen können, denn das ist mittlerweile unsere Leidenschaft geworden. Wir haben da auch schon was im Auge…


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